Scherentänzerinnen 2008
Tanzquartier 2009
Zwei Scheren, verschränkt zu einer grazilen Skulptur, bringen die Eleganz und Form, aber auch die notwendige Schärfe zeitgenössischer
Kunst auf den Punkt. Eine Skulptur „tanzender Scheren“ dient der Performerin, Künstlerin als Ausgangspunkt für ihren Entwurf
der TQW-Kampagne in den Monaten März/April 2009.
„Jede Bewegung ist wie ein Schnitt im Raum“. Mit den Scherentänzerinnen
übersetzt VALIE EXPORT ein Kernprinzip ihrer langjährigen künstlerischen Praxis in eine Skulptur.
Seit den sechziger
Jahren macht EXPORT – nicht zuletzt durch Einsatz ihres eigenen Körpers – Kunst als „Einschnitt“ in unsere gewohnte Wirklichkeitserfahrung
deutlich. Sie entlarvt Wirklichkeit als Konstruktion, die durch Normen der Gesellschaft und eingeübte Wahrnehmungsmuster gebildet
wird. Dadurch markiert sie in ihren Arbeiten stets jenen Moment, der Widerstand, Selbstbestimmung und die Überwindung der
eintrainierten Muster ermöglicht.
„Jeder Schnitt erfordert“ eine manuelle Bewegung, einen individuellen Rhythmus,
keine genormten Bewegungen! Jede Hand schneidet in verschiedenen Rhythmen.“
Für VALIE EXPORTs Skulpturenedition
für das Tanzquartier Wien verbeißen sich zwei Metallscheren im rechten Winkel in einander. Eine deutlich sichtbare Schweißnaht
verschmilzt das Paar zu einem haptisch verführerischen – und zugleich gefährlich spitzen – Objekt.
Ihrer ursprünglichen
Funktionsweise beraubt, fordern die Scheren als Kunstwerk zum Angreifen und spielerischen Experimentieren auf.
VALIE
EXPORT entwickelte fünf unterschiedliche Scherenskulpturen, die in limitierter Auflage (10 Stück) produziert wurden.
Das TQW März/April – Plakat (und alle anderen Druckwerke und Inserate) zeigt ganz in der Tradition von EXPORTs konzeptueller
Fotografie eine Schere als „virtuelles“ Instrument, das in einen analogen Filmstreifen eindringt. Als Grundlage des Motivs
dienst eine manuelle Schneidebewegung der Künstlerin, die für die Herstellung des Plakates eine original Experimentalfilmrolle
(aus den 60er Jahren) aus ihrem Werkarchiv mit Scheren weiter bearbeitet. Der Schnitt zum computergenerierten Bild erfolgt
quer zum Filmkader und erweitert das Prinzip der im rechten Winkel verkeilten Scherentänzerinnen auf die mediale Ebene der
TQW –Drucksorten.
aus: dancer´s, Heft 2/09, April/Mai 2009, S. 40.